Vatikanstadt UNESCO Weltkulturerbe

Vatikanstadt UNESCO Weltkulturerbe

Der Petersdom, die Sixtinische Kapelle, Kirchen wie San Giovanni in Laterano, Santa Maria Maggiore und die Basilika San Paolo Fuori le Mura in Rom. Am rechten Ufer des Tiber innerhalb des Territoriums von Rom gelegen ist der Vatikanstaat der einzige Staat weltweit, deren Bürgern die Staatsangehörigkeit nicht durch das Geburtsrecht verliehen wird. Vollständig umgeben von der Stadt Rom ist der Vatikanstaat der einzige Staat der Welt, der in seiner Gesamtheit zum Unesco Weltkulturerbe erklärt wurde (1984). Der Vatikanstaat ist mit 0,44 km2 Fläche und rund 1000 Einwohnern auch der kleinste Staat der Welt. Vatikanstadt UNESCO Weltkulturerbe: Ein Zwergenstaat voller Superlativen.

Die Verfassung des Vatikanstaats

Konstitutionell ist der Vatikanstaat eine absolute Wahlmonarchie (Staatsgrundgesetz vom 22. Februar 2001), ihr Oberhaupt ist der Papst. Die Lateranverträge vom 11. Februar 1929 zwischen Benito Mussolini und Papst Pius XI.1 – auch bekannt als der Pakt des Teufels mit dem Vatikan – sicherte dem Vatikanstaat unter anderem seine völkerrechtliche Souveränität. Das den Lateranverträgen zugehörige Finanzabkommen sicherte dem Staat eine Entschädigung für den Verlust des Kirchenstaates (Patrimonium Petri) in Höhe von 1,75 Mrd. Lire zu.

Die römischen Juden in den Fängen Himmlers

Im Spätsommer 1943 wurden die in Rom und im Vatikanstaat verbliebenen Juden nach der Absetzung Mussolinis mit der Einnahme Roms durch Hitlers Schergen konfrontiert. Die jüdische Gemeinde wurde gezwungen, der SS ein Lösegeld von 50 KG Gold zu übergeben. In der Nacht vom 15. auf den 16. Oktober 1943 wurden dennoch mehr als 1.000 Juden verhaftet, deportiert und in Konzentrationslagern ermordet. Nur einige wenige der deportierten Juden überlebten die Vernichtungslager.

Als Papst Pius XII von den Deportationen erfuhr drohte er Botschafter Ernst von Weiszäcker mit der Mobilisierung der Öffentlichkeit für den Fall, dass die Verhaftungen kein Ende finden würden. Pius ordnete gegenüber allen religiösen Institutionen (Universitäten, Seminare, Konvente, Klausuren, Pfarreien und auch Häuser in kirchlichem Besitz) an, sie hätten ihre Tore für Juden zu öffnen. Von den ca. 13.000 der römischen Juden konnten sich dadurch mit der Hilfe des bis heute umstrittenen Pius 80% retten und erlebten die Befreiung Roms im Juni 1944 vor Ort.

In Abteien untergebrachte bzw. versteckte Frauen erhielten zu Tarnungszwecken Ordenskleidung. Im auf der Tiberinsel befindlichen Hospital, das seit der Antike für die Behandlung von Krankheiten genutzt wird, erfand man gar eine Seuche namens Morbo K. Das K stand für den SS-Kommandanten Kappler, der für die brutalen Aktionen im Rahmen der Deportationen verantwortlich war. Von der israelischen Holocaustgedenkstätte Yad Vashem erhielt dafür Giovanni Borromeo, Chefarzt des Hospitals, die Ehrung „Gerechter unter den Völkern“.

Laut dem jüdischen Historiker Amedeo Guerrazzi übersieht man heute allzu leichtfertig, dass auch der Vatikan zu jeder Zeit von den Besatzern hätte gestürmt werden können. Menschen, die Juden in dieser Zeit halfen riskierten ihr Leben. Auch andere Experten sind sich über die helfende Rolle des Pius heute einig. Seit die vatikanischen Archive im Frühjahr 2020 geöffnet wurden, werden ca. eine Millionen Dokumente aus der Amtszeit des Papstes untersucht, die Auswertung der Wissenschaftler steht noch aus.

Infrastruktur und akademische Institutionen

Innerhalb Roms liegend wird der Vatikanstaat an drei Seiten durch Befestigungsmauern aus dem 16. und 17. Jahrhundert eingegrenzt, den Leoninischen Mauern. Die Vatikanstadt ist darüber hinaus mit einem eigenen Bahnhof an das italienische Schienennetz angebunden. Die Vatikanstadt verfügt über Bibliotheken und wissenschaftliche Institutionen von Weltrang sowie das bedeutende vatikanische Archiv.

Außenpolitik des Vatikanstaats

Von der Vatikanstadt bzw. dem Vatikanstaat zu unterscheiden ist der Vatikan. Innerhalb des Vatikanstaats liegend stellt der Wohnsitz des Papstes auf dem Monte Vaticano eine Enklave dar. Ebenso von der Vatikanstadt zu unterscheiden ist der „Heilige Stuhl“ als völkerrechtliches Subjekt, mit dem der Papst als Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche diplomatische Aufgaben wahrnimmt. Der Vatikanstaat tritt auch völkerrechtlich in Erscheinung, der Heilige Stuhl schließt völkerrechtliche Verträge und Konkordate2 mit anderen souveränen Staaten. Der Vatikanstaat unterhält diplomatische Beziehungen zu 174 Ländern.

Tourismus und Sehenswürdigkeiten der Vatikanstadt

Ein Besuch der Vatikanstadt für Rom-Reisende ist beispiellos und bemerkenswert. Die Hohe militärische Präsenz anlässlich des globalen Terrorismus mindert diesen Eindruck nicht. Die Kuppel des Peterdoms kann über viele gewundene Treppen, die im oberen Teil an der Kuppel vorbeiführen, bestiegen werden. Für einen kleinen Beitrag (weniger als 10 €) hat man einen wunderschönen Blick über den Petersplatz, den Vatikanstaat und die ewige Stadt Rom, mit aufmerksamem Auge finden auch erstmalige Rombesucher das Colosseum. Wer die Sixtinische Kapelle besichtigen will, muss sich seit einiger Zeit mindestens 24 Stunden vorher über das Internet anmelden. Dadurch ist es gelungen, die langen Schlangen für Besucher der Kapelle zumindest saisonabhängig stark zu verkürzen.

Der Petersdom und Michelangelos Kuppel

Wer den Petersdom besuchen will, muss auch durch eine von vielen Sicherheitsschleusen, in denen gegebenenfalls vorhandenes Gepäck durchleuchtet wird. Durch die vielen Schleusen wird aber die Wartezeit erträglich kurz. Den Petersplatz kann man ohne das Passieren solcher Schleusen betreten. Im Petersdom selbst finden sich zahlreiche Objekte und Kunstwerke von (Kunst-) historischem Weltrang.3 Michelangelo4 leitete auch den Bau der Kuppel des Petersdoms nach seinen Plänen. Die Peterskirche wurde über dem vermuteten Apostelgrab errichtet und aus Gründen des Umfangs in einem anderen Essay gesondert behandelt.

Vaticannews.va/it

 

1 Geboren in Desio bei Milano am 31. 5. 1857, Papst von 1922 -in Rom am 10. 2. 1939.
2 Völkerrechtsähnliche Verträge zwischen der katholischen Kirche und einem anderem Staat, der unter anderem zum Beispiel zur Gewährleistung von Kirchenfreiheit und Religionsfreiheit führt.
3 Zum Beispiel der Altarbaldachin (1624-1632), die Cathedra Petri (1657‒1666) von L. Bernini (* in Neapel am 7. 12. 1598, – in Rom 28. 11. 1680), zahlreiche Grabdenkmäler und nicht zuletzt die Pietà (1498-1500) von Michelangelo.
4 Vermutlich in Caprese * am 6.3. 1475, in Rom am 18.2.1564.

 

GlobalCulturalHeritage.com

 

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